Paludikultur-Newsletter 1|2025

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Moor im Futurium

Landnutzung ist Thema im Berliner Futurium in den kommenden sechs Monaten. Natürlich mit Moor – in der Pflanzeninstallation “Superland“ auf dem Vorplatz und bei zwei Veranstaltungen im Herbst.

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Ein paar Schritte nur aus dem Berliner Hauptbahnhof hinaus am Spreeufer entlang, da ist sie schon zu sehen: die bepflanzte Installation „Superland“ von Futurium, Parzelle X und Künstler Benjamin Frick vor dem Futuriums-Gebäude. Auch integriert: Rohrkolben und Torfmoose! Sie sollen stellvertretend zeigen, dass Moore beim Thema Landnutzung wichtig sind. Wie wir Moore derzeit meist nutzen, welche Probleme daraus entstehen, welche Möglichkeiten sie uns für die Zukunft bieten und welche Konflikte es um Landnutzung auf Mooren gibt, darum geht es bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Futurium, der Joachim Herz Stiftung und dem Greifswald Moor Centrum am 9. Oktober vor Ort. Schon beim Familientag des Futuriums am 4. Oktober präsentieren wir Wissenswertes und Unterhaltsames rund um Moor und Klimaschutz interaktiv zum Mitmachen für Erwachsene und Kinder. Detaillierte Informationen folgen bald auf den Kanälen des Futuriums und des Greifswald Moor Centrum. Bis dahin bei Gelegenheit einfach mal vorbeigehen, vielleicht bei einem Zwischenstopp am Hauptbahnhof.

Moor sehen und Treibhausgase abschätzen

Treibhausgase abschätzen – ist gefragt für THG-Bilanzen, Lebenszyklus-Analysen, Zertifikate. Aber, wie lässt sich das machen für große Flächen ohne Messstationen? Das Greifswald Moor Centrum hat die passende Methode dazu: GEST. Für die Schulung dazu gibt es eine Warteliste.

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GEST steht für Greenhouse gas Emission Site Type. Mit dieser Methode werden Treibhausgasflüsse in Mooren durch die Kartierung von Wasserstand, Nutzungsart und Vegetation ermittelt.
Für den Kurs am 2.-4. Juli 2025 in Greifswald können Interessierte sich noch auf eine Warteliste setzen lassen. Teilnehmende erlernen im Kurs:
- Wasserstufen im Gelände zu erfassen
- eine Treibhausgas-Bilanzierung zu erstellen und das potentielle Einsparpotential zu ermitteln

Die praktische Anwendung erfolgt in zwei Kartierübungen - in einem degradierten Wirtschaftsgrünland in der Ryckniederung und auf dem ungenutzter Nassstandort. Zusätzlich werden unter anderem diese Fragen erörtert:
- Wie lässt sich der GEST-Ansatz in den klimapolitischen Rahmen einordnen und welche weiteren Anwendungsbereiche gibt es?
- Wie vertrauenswürdig sind Kohlenstoffzertifikate und welche Kriterien braucht es dafür?

Der Kurs richtet sich an alle, die in der Planung oder Umsetzung von Moor- und Klimaschutzprojekten tätig sein möchten. Die Teilnahmegebühr beträgt derzeit 370 Euro (ermäßigt 220 Euro). Botanische Artenkenntnis ist Voraussetzung, Vorwissen zu Moor- und Klimaschutzprojekten wünschenswert.  Interesse an zukünftigen Kursen einfach registrieren per Mail an info@duene-greifswald.de.

Mehr MoorSpezialist*innen, aber qualifiziert!

Der erste Jahrgang schien schon vor dem Start ein Erfolg – auf die 20 Plätze des Qualifizierungsprogramms „MV-MoorSpezialist*innen“ kamen mehr als 200 Bewerbungen. Anfang April gab es einen feierlichen Startschuss.

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Am 4. April wurden die Teilnehmenden des ersten Jahrgangs im Qualifizierungsprogramm „MV-MoorSpezialist*innen“ feierlich begrüßt im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in Güstrow (LUNG). Gemeinsam mit der Ostseestiftung und der Universität Greifswald möchte das LUNG mit dem Programm praxisnah den Bedarf an Fachkräften für eine schnelle und großflächige Umsetzung von Moor-Klimaschutzprojekten decken. Mecklenburg-Vorpommern und die anderen moorreichen Bundesländer hinken bei den eigenen Moor- und Klimaschutzprojekten hinterher. Nach dem ersten Moorschutzkonzept MV (2009) war die Wiedervernässung von Moorflächen auf 49.000 ha bis 2020 vorgesehen. Tatsächlich wurde dies bisher auf ca. 35.000 ha umgesetzt. Mit 13 % der Landesfläche spielen Moore eine große Rolle für den Klimaschutz in MV. Entwässerte Flächen sind hier für mindestens ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um bis 2040 klimaneutral zu werden, müssten in MV pro Jahr 9.000 ha wiedervernässt werden, in Deutschland 50.000. 20 Projekte sind dafür in MV in Vorbereitung – viel Arbeit also für zukünftige Moorspezialist*innen.  

In den kommenden fünf Jahren werden die Teilnehmenden je drei Einsatzstellen in MV durchlaufen. Die theoretische Ausbildung gestaltet die Universität Greifswald. Das Programm, das Absolvent*innen mit Hochschulabschluss (B.Sc, M.Sc.), Ingenieur*innen sowie Quereinsteiger*innen gesucht hat, soll als Vorbild für andere moorreiche Bundesländer dienen. Die angehenden Moorspezialist*innen kommen jetzt schon aus vielen Bundesländern, nur ein Drittel der Teilnehmenden ist aus MV. Ab dem nächsten Jahrgang werden auch Einsatzstellen in anderen Bundesländern hinzukommen.

Das Programm Moorspezialist*innen wird als Pilotprojekt zu 90 % vom Bund (BMUV/BfN rd. 30 Mio. Euro) aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz finanziert, zu ca. 5 % aus dem Sondervermögen zur Förderung des Natürlichen Klimaschutzes vom Land Mecklenburg-Vorpommern und zu ca. 5 % von den Einsatzstellen.          

Mehr Information: https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/lm/Service/Presse/Aktuelle-Pressemitteilungen/?id=209797&processor=processor.sa.pressemitteilung

Start für WETSCAPES 2.0

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vereint dieses ehrgeizige Projekt ein Konsortium von mehr als 50 Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen in der Forschung zu wiedervernässten Niedermooren in Mecklenburg-Vorpommern.

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Der Sonderforschungsbereich (SFB) WETSCAPES 2.0 (Link WETSCAPES2.0 - Fakultät - Universität Greifswald), ein großes, interdisziplinäres wissenschaftliches Konsortium, das sich der Erforschung wiedervernässter Moore widmet, startete Anfang April 2025. Am zweitägigen Treffen an der Universität Rostock nahmen mehr als 50 Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Bereichen teil, darunter 22 Wissenschaftler*innen, die Teilprojekte leiten, zahlreiche Nachwuchs-Wissenschafter*innen, die über Moore promovieren werden, sowie Techniker*innen.

Ihre Vielfalt machte deutlich, wie komplex und ehrgeizig dieses Forschungsprogramm ist, das darauf abzielt, etwa 100 Screening-Standorte, fünf Kernstandorte und zwei landschaftsbezogene Experimente in wiedervernässten Mooren in Mecklenburg-Vorpommern zu untersuchen. Dieses Bundesland hat bereits mehr als 10 % seiner Moorflächen wiedervernässt und ist führend bei der Entwicklung von Lösungen für die Nutzung feuchter Moore (Paludikultur, Kohlenstoffgutschriften, Naturtourismus, Fotovoltaik in Mooren). Nun wird der SFB auch massive Anstrengungen in der Grundlagenforschung in wiedervernässten Mooren unternehmen.

Am Sonderforschungsbereich  sind neben den beiden Universitäten Greifswald und Rostock auch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), die Humboldt-Universität zu Berlin, das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie und die Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt.

Policy briefs in vier Sprachen

Was EU-Politik für die Wiederherstellung degradierter Moorflächen tun kann zeigen aufbereitete Informationen für Entscheidungsträger*innen auf nationaler Ebene.

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Wie EU-Politik zur Wiederherstellung degradierter Moor-Ökosysteme beitragen kann, beleuchtet ein neuer in Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch herausgegebener Policy brief. Er nimmt insbesondere die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (WVO) unter die Lupe, der Ziele zur Wiederherstellung für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union rechtsverbindlich festlegt. Ländersteckbriefe für Österreich, Belgien und Deutschland ergänzen den Policy brief. Sie analysieren die Wiederherstellungsziele gemäß der WVO Art. 11.4 auf derzeit landwirtschaftlich genutzten Moorböden. Damit liefern sie wichtige Informationen für nationale Strategien und Entscheidungsträger*innen, um die Umsetzung der Wiederherstellungsziele voranzutreiben. Der Policy brief macht die enorme Bedeutung von Feuchtgebieten – insbesondere Mooren – für den Klima- und Biodiversitätsschutz sowie die Dringlichkeit ihrer Wiederherstellung deutlich.

Erstellt wurden Policy brief und Ländersteckbriefe in einer Kooperation der Projekte ALFAwetlands und WETHORIZONS. Als Fallbeispiele stellen die Länder-Steckbriefe das Tal der Zwarte Beek in Belgien, den Neusiedler See an der österreichisch-ungarischen Grenze, sowie das Obere Peenetal in Deutschland vor.

Gefragt sein als Umweltingenieur*in

Mit dem Ausscheiden der „Boomer-Generation“ haben Absolvent*innen des umfassend reformierten Studiengangs „Umweltingenieurwissenschaften“ an der Universität Rostock gute Aussichten – insbesondere mit Schwerpunkt Wasser. Moore sind da ein passendes Betätigungsfeld.

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Die Umsetzung der anspruchsvollen Ziele für eine gewässer- und klimaschonende Landnutzung und Gewässerbewirtschaftung ist auch in hohem Maße von der Verfügbarkeit an Fachleuten bei Aufgabenträgern, Behörden, Planungs- und Bauunternehmen abhängig. Zukünftig besteht mit dem Ausscheiden der „Boomer-Generation“ eine hohe Nachfrage nach gut ausgebildeten Absolvent*innen an der Schnittstelle von Umwelt- und Ingenieurwissenschaften.

Diesen Bedarf zu decken, ist ein wesentliches Ziel des umfassend reformierten Master-Studiengang Umweltingenieurwissenschaften an der Universität Rostock. Er baut konsekutiv auf dem gleichnamigen Bachelorstudiengang auf, wurde aber auch bewusst auch für „Seiteneinsteiger“ aus anderen Fachgebieten geöffnet. Ziele der Reform waren vor allem eine bessere Verzahnung innerhalb der Fakultät für Agrar, Bau und Umwelt, eine stärkere Adressierung wichtiger Zeitfragen, die Verbesserung der Studierbarkeit und die Möglichkeit einer intensiveren Profilbildung.

Im Rahmen der Reform wurde der Pflichtbereich deutlich zugunsten des Wahlpflichtbereichs reduziert. Alle Fachmodule sind jetzt als Wahlpflicht- oder Wahlmodule vier Profillinien zugeordnet, von denen mindestens eine erfolgreich absolviert werden muss:

  1. Tief- und Küstenwasserbau mit Schwerpunkten im Bereich des konstruktiven Tiefbaus und Infrastrukturbaus
  2. Technischer Umweltschutz mit Fokus auf die Umwelttechnik in Fachgebieten Energie-, Wasser-, und Kreislaufwirtschaft
  3. Umweltanalyse und Ressourcenschutz mit Vertiefungen in den Bereichen Umweltdatenerfassung und -bewertung, Modellierung von Umweltsystemen sowie vorsorgendem Umweltschutz
  4. Nachhaltige Umweltplanung mit raumplanerischen Schwerpunkten auf verschiedenen Skalen

Drei fachübergreifende Pflichtmodule geben allen Studierenden einen breiten Überblick über die vielfältigen Tätigkeitsfelder von Umweltingenieur*innen und vermitteln wichtige wissenschaftliche und praktische Arbeitsmethoden.

Ein starker Schwerpunkt des Studiengangs ist traditionell die Wasserbewirtschaftung und der Wasserbau auf der Landschafts- und Siedlungsebene. Die Angebote lassen sich grob gliedern in Hydrologie und Wasserressourcenmanagement, Siedlungswasserwirtschaft, Küstenwasserbau. Wichtige Analyse- und Lösungskompetenzen für eine integrale Landnutzung und Gewässerbewirtschaftung werden vermittelt. Neugestaltete Module verknüpfen moderne Methoden und digitale Werkzeuge mit realitätsnahen Anwendungen. Dadurch sollen die Studierenden zielgenau auf den Bedarf im Bereich der wasserwirtschaftlichen Aufgabenträger, Planungsunternehmen und der Fachverwaltung vorbereitet werden. Einschreibungen sind zum Winter- und Sommersemester möglich.

Weitere Informationen: https://www.auf.uni-rostock.de/studium/masterstudiengaenge/umweltingenieurwissensch/

Autor: Prof. Jens Tränckner, Uni Rostock

 

 

Das Paludikultur-Interview

Im besten Fall muss ich gar nichts hören

Alexander Drexler erfasst Biodiversität per Audio. Bioakustisches Monitoring heißt der Fachbegriff. Für das Projekt PaludiZentrale erfasst er damit die biologische Vielfalt auf Flächen vor und nach Wiedervernässung, insbesondere vor und nach einer Bewirtschaftung in Paludikultur.

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Wie sieht das eigentlich aus bei so einem bioakustischen Monitoring? Ausschau nach Libellen und dann das Mikro ranhalten?
Nein, beim bioakustischen Monitoring erfassen wir Lautäußerungen von Arten mit fest installierten Mikrophonen. Die Geräusche sind dabei tierischen Ursprung. Diese Aufzeichnungen werten wir aus und ziehen Rückschlüsse auf die vorhandenen Arten.

Bei Vögeln ist das ziemlich eindeutig, aber Insekten? Welche Arten kannst du erfassen?
Stimmt, es lässt ich viel erfassen, aber die Frage ist, wie gut es sich auch auswerten lässt. Der Gesang von Vögeln ist meist eindeutig und gut per Künstlicher Intelligenz (KI) auswertbar. Auch bei manchen Insekten wie Heuschrecken funktioniert das. Aber bei Bienen zum Beispiel kenne ich selbst noch keine Auswertungen.
Wir erfassen auch Fledermäuse. Die Schwierigkeit hier: Ihre Tonäußerungen im Ultraschallbereich können wir die wir mit unseren Ohren nicht hören. Dafür gibt es spezielle Geräte, doch aus den Rufen einzelne Arten zu identifizieren ist nicht leicht. Es ist an der Grenze dessen, was unsere Geräte leisten können, aber machbar. Denkbar ist z.B. auch, Amphibien erfassen, evtl. sogar Insekten unter Wasser. Wissenschaftler*innen aus Manchester versuchen das.

Was ist denn der Vorteil von bioakustischem Monitoring?
Die Methode ist nicht gebunden an eine bestimmte Zeit und nicht an Personen. Der Eingriff in die Natur ist gering und ermöglicht vergleichbare Ergebnisse von Aufnahmen auf verschiedenen Flächen. Wir scheuchen keine Tiere auf und entnehmen sie auch nicht. Zum Vergleich: Bei Vogelkartierungen könnten Menschen nie so lange kartieren, wie unsere Geräte aufzeichnen. Bei Fledermäusen wären Netzfänge die Alternative. Bioakustisches Monitoring ist passiv und wir müssen nur minimal in die Natur eingreifen.

Wie bist du zu dieser Methode gekommen?
Ich bin durch mein Studium bei Prof. Dr. Frank Dzoizck an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden darauf gekommen. Außerdem habe ich eine kleine technische Affinität und für die Hochschule und andere Organisationen Audiorekorder gebaut, etwa für Projekte oder Planungsbüros.

Dabei kommen leicht hunderte Stunden Audioaufnahmen zusammen – das lässt sich nur schwer durchhören…
2024 haben wir ca. 12 Terrabyte Daten erhoben, das sind zusammen rund 30.000 Stunden hintereinander abgespielt wären das mehr als drei Jahre

Das kann ich mir natürlich nicht anhören. Im besten Fall muss ich tatsächlich fast gar nichts davon hören, denn da kommt die KI ins Spiel. Wir haben ein halbautomatisiertes Verfahren, in dem ich „nur“ manche Ergebnisse nochmal anhöre. Damit wollen. wir herausfinden, wie oft die KI sich pro Art nicht sicher ist. Wir wissen, dass sie einen Fehlerwert hat, denn es gibt zum Beispiel eine Regionalität, also so etwas wie einen Dialekt, in den Rufen der Vögel.
Um diesen Fehler zu bestimmen bzw. die Ergebnisse der KI zu validieren, hören wir uns für verschiedene Standorte 300 zufällige Rufe von jeder Vogelart in Audioschnipseln von je drei Sekunden an. Wir betrachten auch die zeitliche Regression, denn es ist unwahrscheinlich, dass ein Vogel nur einmal ruft oder singt. Am Ende stellen wir die Arten nicht nur fest, sondern können auch gute Aussagen zur Phänologie treffen, also zu Anwesenheit und Verhalten einer Art im Jahresverlauf. Dabei die Anzahl der Vertreter einer Art zu bestimmen, bleibt allerdings schwierig.

300 Rufe je 3 sec mindestens? Ist das nicht langweilig?
Ja, schon langweilig. Wir brauchen für die Validierung pro Art mindestens eine halbe Stunde und wir rechnen mit 200 Arten.

200 Arten, das klingt viel. Lässt das schon eine Aussage zu Paludikulturflächen zu?
Wir haben die Feldaufnahmen erst abgeschlossen und machen uns gerade an die Auswertung. Eine Aussage können wir noch nicht treffen.

Der schönste Sound des Monitorings – welcher war das? Oder lässt es sich nicht sagen?
Nein noch nicht, bisher habe ich nur testweise reingehört. Und beim bioakustischen Monitoring ist ja wirklich das Ziel, dass wir uns nicht alles selbst anhören müssen – im besten Fall.

Ganz konkret – was hast du schon gefunden?
Soweit sind wir noch nicht. Wir sorgen in PaludiZentrale dafür, dass die Flächen von neun Projekten in einem Monitoring über zehn Jahre nach gleichen und vergleichbaren Standards erfasst werden. Die Analyse dauert also noch etwas.

Das Interview führte Nina Körner

Feldarbeiten bei Alexander Drexler (Foto: S. Arbeiter)

Neuigkeiten aus anderen Paludikultur-Projekten

PaludiPrealps

Was aus der Verbindung von Architektur und Design mit Moor entstehen kann, präsentierten Studierende in der Ausstellung Paludi Prealps.

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Am 5. Februar 2025 präsentierte das and collective der Professur für Architecture and Design (and Studio) der Technischen Universität München (TUM) in der Ausstellung Paludi Prealps verschiedene studentische Arbeiten rund um Paludikulturen im Voralpenland. Die Ausstellung wurde von einem vielseitigen Begleitprogramm aus Führungen, Workshops und Kurzfilmen umrahmt.

An der TUM wird Architektur nicht nur als Baukunst verstanden, sondern auch als Instrument zur Erforschung komplexer ökologischer Herausforderungen. Das Bioregional Design Lab der Professur widmet sich der Wiedervernässung von Mooren, der Nutzung biobasierter Materialien und der Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten. Im vergangenen Semester hat das Master Studio mit Exkursionen, Interviews und Recherchen neun innovative Projekte entwickelt. Diese reichen von handwerklichen Projekten wie der Herstellung der Stuhlserie FL0 aus Birkenholz und gewebten Binsen über innovative Ansätze wie die Produktion von Birkenpech als abdichtendes Biopolymer bis hin zur kulinarischen Reise PaludiDinner mit Essbarem aus dem Moor.

Ein zentrales Highlight der Ausstellung war die Podiumsdiskussion, bei der Vertreter*innen der regionalen Landwirtschaftsämter, des Bayerischen Bauernverbands und engagierte Unternehmer*innen über die Transformation hin zu einer nachhaltigen Paludi-Wirtschaft diskutierten. Das Event zog ein breites Publikum an: Paludi-Expert*innen, Landwirt*innen, Politiker*innen, Studierende und Forschende nahmen an der Ausstellung teil und brachten wertvolle Impulse mit.

Die Auseinandersetzung mit Paludikulturen wird iderzeit weiter vertieft: 25.–30. Mai 2025, Mecklenburg-Vorpommern. Die Paludi Malchin Sommerschule, organisiert von der TUM in Kooperation mit der RWTH Aachen, dem Wasserzweckverband Malchin-Stavenhagen, dem Thünen-Institut, dem Greifswald Moor Centrum, dem Moortheater und weiteren Partnern, bietet Studierenden und Schüler*innen die Möglichkeit, direkt mit Moor-Materialien zu arbeiten. Das zentrale Projekt dabei: der Paludi Pavilion – ein Bauwerk aus regionalem Moor-Holz, das mit nachhaltigen Materialien verkleidet und in die Landschaft integriert wird.

Autoren: Thiade Langenhan & Jan Gutjahr, TUM

Paludikultur im Gartenkarton

Die „Allianz der Pioniere“ der toMOORow-Initiative, die bundesweite Nachfrage-Allianz für Paludikultur, hat ein neues Pilotprodukt: Das Unternehmen OBI bietet jetzt eine alternative Verpackung zum Transport von Pflanzen – einen Karton mit einem Anteil von 10 % Paludikultur-Biomasse.

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„Gemeinsam Moor erreichen“ – unter diesem Motto hat die OBI Group Holding, Mitglied der „Allianz der Pioniere“, im April 2025 ihr erstes Paludi-Pilotprodukt herausgebracht: einen Pflanzentransportkarton aus 10% Rohrglanzgras. Vom „Feld“ bis in den OBI-Markt durchläuft der Karton vier verschiedene Stationen:

Beim schwäbischen Donaumoos-Zweckverband wird das Rohrglanzgras auf wiedervernässten Moorflächen im schwäbischen Donaumoos geerntet. Das Unternehmen Fiber365 verarbeitet die Paludikultur-Biomasse zu Fasern in einem innovativen, umweltschonenden Verfahren. Aus einer Mischung unter anderem mit diesen Fasern stellt die LEIPA Group eine Kartongrundmasse her. Daraus fertigt die Leopold GmBH Verpackungen dann den eigentlichen Karton. Vorgesehen ist dieser für Kunden, um kleine Pflanztöpfe von den Märkten nach Hause zu transportieren. Allein in Deutschland verkauft der Bau- und Gartenmarkt jährlich ca. 46 Millionen Pflanzen.

Spatenstich & Sernitz - gute Kombi

Mit einem symbolischen Spatenstich startete Anfang April die Einrichtung einer Nasswiesen-Paludikultur im Rahmen der Initiative toMOORow – Nasse Moore für eine nachhaltige Zukunft. Ziel des Projekts ist es, Moorflächen als natürliche Kohlenstoffspeicher zu erhalten, die Biodiversität zu fördern und eine nachhaltige Landnutzung zu ermöglichen. Gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird hier ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel geleistet – das sahen es auch die damaligen Bundesminister*innen Steffi Lemke und Cem Özdemir so.

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Mit der Initiative toMOORow setzen die Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum, und die Umweltstiftung Michael Otto ein starkes Zeichen für eine zukunftsfähige Moornutzung.

Die Torfwiesen im Sernitz-Moor dienen dabei als Modellprojekt: Hier werden jetzt Entwässerungsgräben verfüllt, im Fließ Sohlschwellen zur Wasserrückhaltung errichtet und anschließend mit lokalen Landwirt*innen eine nachhaltige Nutzung durch Paludikultur  mit einer Größe von ca. 80 Hektar etabliert.

Die Initiative setzt damit die jahrelange Arbeit für die Wiederherstellung natürlicher Verhältnisse im Sernitz-Moor im Biosphärenreservat „Schorfheide-Chorin“ im Rahmen des LIFE Projekts „Schreiadler“ fort. In Abstimmung mit Anwohner*innen und Landnutzer*innen wurden Maßnahmen für Wasserrückhalt entwickelt, Weiden für Wasserbüffel eingerichtet und ein Moorerlebnispfad gestaltet, um nur einen Ausschnitt des erfolgreichen Projekts zu nennen.  

Als Teil der toMOORow-Initiative werden auch die Sernitz-Torfwiesen mit dem Ziel der Nasswiesenbewirtschaftung bearbeitet und die Wasserstände der Torfwiesen angehoben. Die Maßnahmen tragen dazu bei, Wasser in der Landschaft zu halten, Treibhausgasemissionen, um bis zu 1.200 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr zu reduzieren und die Wiederansiedlung moortypischer Pflanzen- und Tierarten zu ermöglichen.  

Der feierliche Spatenstich wurde durch hochrangige politische Vertreter*innen begleitet. Die damalige Bundesumweltministerin Steffi Lemke unterstrich die Bedeutung der Moorwiedervernässung für die Erreichung der deutschen Klimaziele:„Intakte Moore sind gut für das Klima. Sie speichern Kohlenstoff und sind ein einzigartiger Lebensraum für viele bedrohte Arten. Für den Schutz unseres Klimas braucht es die Wiedervernässung von Mooren. Für Landwirtinnen und Landwirte kann die Bewirtschaftung von Mooren mit angepassten Techniken wie Paludikultur oder mit Wasserbüffeln verlässliche und nachhaltige Einkommensquellen schaffen. Das Sernitz-Moor ist so ein Leuchtturmprojekt, denn es bringt den Natürlichen Klimaschutz und nachhaltige Landnutzung zusammen. Die Wiedervernässung von Mooren ist eine der effektivsten Maßnahmen für den Klimaschutz. Projekte wie dieses zeigen, wie wir Klimaschutz, Naturschutz und wirtschaftliche Perspektiven miteinander verbinden können.“

Auch der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte die Rolle nachhaltiger Landwirtschaft:„Wiedervernässte Moore sind unverzichtbar für aktiven Klimaschutz und für den Schutz der Biodiversität. Entscheidend ist, dass wir gemeinsam mit allen Akteuren zukunftsgerichtete Lösungen finden, die sich auch für die Landwirtinnen und Landwirte finanziell lohnen. Paludikulturen bieten hier eine innovative Perspektive. Genau diese Verbindung von Schutz und Nutzen verfolgt die toMOORow-Initiative. Sie beweist eindrucksvoll, wie Klimaschutz und wirtschaftliches Handeln zum Wohl unserer Lebensgrundlagen sowie der Entwicklung ländlicher Räume zusammengeführt werden können. Wir müssen den Schutz der Moore und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zusammendenken. Mit Paludikultur schaffen wir eine Landnutzung, die langfristig tragfähig ist und gleichzeitig das Klima schützt.“

Neben dem ökologischen Nutzen bietet die Nasswiesenkultur auch wirtschaftliche Chancen. Durch die gezielte Einführung von Paludikultur kann nasse Biomasse als nachhaltiger Rohstoff genutzt werden – beispielsweise für die Produktion von Verpackungsmaterialien und Baustoffen oder als Futtermittel. Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung zu stärken und neue, umweltfreundliche Wirtschaftsmodelle zu entwickeln.

Weitere Informationen unter www.tomoorow.org

Quelle: Pressemitteilung der Succow Stiftung: https://civicrm.succow-stiftung.de/civicrm/mailing/view?id=915&reset=1

MOOReturn

Eine großflächige Wiedervernässung von 300 ha ist Ziel des im Januar gestarteten Projekts MOOReturn. Auch die stoffliche und energetische Verwertung und Vermarktung der Biomasse gehört dazu.

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Auf einer Gesamtfläche von mindestens 300 Hektar verbindet das Projekt MOOReturn ab Januar 2025 die großflächige Wiedervernässung von Moorflächen mit Anbau, stofflicher wie energetischer Verwertung und Vermarktung von Paludikultur-Rohstoffen. Mit veranschlagten CO2-Einsparungen von 3.400 Tonnen jährlich leistet „MOOReturn“ damit einen wesentlichen Beitrag zu den Zielen der Nationalen Moorschutzstrategie sowie der Bund-Länder Zielvereinbarung zum Moorbodenschutz.

Entlang der Oberen Peene im Umkreis der Stadt Malchin (Mecklenburgische Seenplatte) geht es um Moor-Revitalisierung, Wasserstandsoptimierung und Biomasse-Ernte auf verschiedenen Moorflächen. Weiteres Ziel ist die Demonstration eines wirtschaftlichen und rückstandsfreien Aufbereitungsverfahrens zur Verwertung von Moorbiomasse im Industriemaßstab in der Region. Hierbei sollen neue Möglichkeiten für die Auffaserung und stoffliche Verwertung als Papier- oder Verpackungsmaterial, Faserplatten und Baustoffe sowie für chemische Grundstoffe erprobt werden. Die degressive thermische Nutzung unterstützt die Entwicklung der progressiven stofflichen Nutzung am Anfang und ermöglicht einen erhöhten Eigenanteil der beteiligten Unternehmen. Reststoffe sollen als Nebenprodukte vermarktet werden (z. B. Düngegranulatherstellung). Die Planung und Umsetzung der Wasserstandsanhebungen sowie der Verwertungswege wird begleitet von wissenschaftlichen Untersuchungen sowie Maßnahmen für Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt „MOOReturn“ in Mecklenburg-Vorpommern zunächst bis 2027 mit 4,3 Millionen Euro aus Mitteln des Klima- und Transformationsfonds. Vorgesehen ist eine Gesamtlaufzeit von 10 Jahren, das Projekt ist damit eins der Modell- und Demonstrationsvorhaben für Paludikultur im bundesweiten PaludiNetz. Unter der Leitung des Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) sind insgesamt neun Partner aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft involviert. Die Universitäten Greifswald und Rostock begleiten in MOOReturn mit Treibhausgas-Messungen und erfassen Flora und Fauna systematisch. Die Universität Bonn untersucht die stoffliche Verwertung. Die Universität Greifwald unterstützt außerdem die Stadt Malchin bei der Flächenauswahl und -analyse und erstellt Konzepte für die angepasste Nutzung der Flächen. Die Michael Succow Stiftung und der Verein Wasserwerk der Zukunft e.V. gestalten die Kommunikationsprozesse in der Region, bereiten die Ergebnisse für die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger auf und machen Angebote für regionale und überregionale Bildung und Wissenstransfer. Weiter beteiligt sind die Firma Werner GmbH und die Firma Agrotherm. Die regionale Landwirtschaft unterstützt das Vorhaben.

Bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Hotel Basedow bei Malchin am 10.04.2025 unter dem Titel „Neue Verwertungsmöglichkeiten für Moorgräser“ wurde das Projekt in der Region unter Beisein des BMEL vorgestellt. An Gesprächstischen konnten verschiedene Aspekte des Projekts mit Interessierten diskutiert und Fragen gestellt werden. Zuvor besuchte eine Delegation des BMEL inkl. der parlamentarischen Staatssekretärin Claudia Müller das Projektgebiet und tauschte sich mit den regionalen Partnern des Projekt aus.

Mehr Information: https://moor.fnr.de/aktuell/pressemeldungen/pressemeldungen/aktuelle-nachricht/projektstart-mooreturn

Autorin: Sophie Hirschelmann

Veranstaltungen zu Mooren und Paludikultur

Alle aktuellen Veranstaltungen sind in unserem Online-Kalender zusammengestellt.

Veröffentlichungen/Literaturhinweise zu Paludikultur

Nordt, A., Abel, S., Hirschelmann, S., Lechtape, C. & Neubert, J. (2024) Guidelines for implementation of paludiculture. Schriftenreihe des Greifswald Moor Centrum 06/2024 (Selbstverlag, ISSN 2627–910X), 144 p.

Greifswald Moor Centrum (2025) Der Beitrag von Paludikultur zum Erreichen der Umweltziele innerhalb der Gemeinsamen Agrarpolitik, Informationspapiere des GMC

Greifswald Moor Centrum (2025) New Developments in European Peatland Strategies, Informationspapiere des GMC

Ross, K. (2024) Potential for Greenhouse Gas Emission Savings from Paludiculture. Department for Environment, Food and Rural Affairs, December 2024.

Ross, K. (2025) Potential Markets for Paludiculture Crops. Department for Environment, Food and Rural Affairs, March 2025.

Joel, M.F., Glina, B. (2025) Paludiculture Potential on Fen Peatland: A Soil-Based Case Study from Central Poland. Sustainability 2025, 17, 2431. https://doi.org/10.3390/su17062431

 

Neues Infoportal der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe
https://moor.fnr.de/aktuell/pressemeldungen/pressemeldungen/aktuelle-nachricht/neue-informationsquelle-zum-moorbodenschutz-online