MOOR-PV

Moor-PV

Klima- und Moorbodenschutz durch Kombination von Photovoltaik und Moorwiedervernässung

Photovoltaik auf Teichweide, Foto: Stephan Busse.

Hintergrund

Die Wiedervernässung von Mooren ist die effektivste Maßnahme, um die aus trockengelegten Mooren entstehenden Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Allerdings werden die bisherigen landwirtschaftlichen Nutzungsformen nach einer Wiedervernässung nicht mehr möglich sein. Neben der standortangepassten Nutzung nasser oder wiedervernässter Moore (Paludikultur) könnte auch die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen eine neue ökonomisch attraktive Nutzungsoption darstellen. Seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2023 sind Moor-PV-Anlagen bereits als „besondere Solaranlagen“ förderwürdig. Die Bundesnetzagentur hat dazu konkretere Vorgaben erarbeitet, die auch die Einhaltung von Mindestwasserständen umfasst.

Bisher besteht jedoch noch erheblicher Erprobungs- und Forschungsbedarf, um die Einflüsse der Errichtung von Photovoltaik-Anlagen auf dafür wiederzuvernässende Moorböden insbesondere im Hinblick auf Torferhalt bzw. Klimabilanz, Wasserhaushalt und Biodiversität abschließend bewerten zu können. Zudem bedarf es einer Betrachtung der ökonomischen Anreizfunktion von Moor-PV-Anlagen, hin zu mehr Wiedervernässung bislang trockengelegter, landwirtschaftlich genutzter Moore.

Ziele des Projekts

Ziel des Projektes ist die Analyse der ökonomischen und ökologischen Effekte der Kombination von Moorwiedervernässung und Photovoltaik:

  • Untersuchung der praktischen Machbarkeit und ökonomischen Tragfähigkeit von Moor-Photovoltaik-Anlagen
  • Einschätzung der Entwicklung der Biodiversität auf Moor-Photovoltaik Standorten im Vergleich zu entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Mooren
  • Bestimmung der Treibhausgasbilanz von wiedervernässten Moorflächen, die mit Photovoltaik-Anlagen bebaut sind

Im Fokus stehen stark degradierte, landwirtschaftlich genutzte, organische Böden in Nord-Deutschland, deren Wasserstände für die Errichtung von Photovoltaikanlagen möglichst auf ein torferhaltendes Niveau in Flurhöhe angestaut wurden. Im Forschungsprojekt soll eine Hauptuntersuchungsfläche engmaschig untersucht, sowie weitere Flächen in abgestuften Intensitäten begleitet werden. Die Hauptuntersuchungsfläche befindet sich im Norden Schleswig-Holsteins und wird freundlicherweise von der Osterhof ökologisches Flächenmanagement GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt.

Arbeitspakete

AP1: Ökonomie

Geplant ist die Betrachtung von etablierten und in Planung befindlichen Moor-PV-Projekten in Deutschland und die Erfassung der ökonomischen Besonderheiten im Vergleich zu Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen auf mineralischem Untergrund. So werden finanzielle Unterschiede in den verschiedenen Prozessstufen untersucht und Überlegungen hinsichtlich Mischfinanzierungen angestellt. Dabei sollen neben den ökonomischen Unterschieden auch politische Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Weiterhin findet eine Untersuchung der Akteurslandschaft statt. Hierbei werden die Perspektiven unterschiedlicher Beteiligter in dem Prozess einer Moor-Photovoltaik-Anlage von der Idee bis zu Umsetzung analysiert.

 

AP2: Biodiversität

Im Rahmen des Moor-PV-Projekts wird die biologische Vielfalt zwischen intensiv bewirtschafteten, entwässerten Moorgebieten und solchen, die wiedervernässt und mit PV-Anlagen ausgestattet wurden, verglichen. Zur Datenerhebung wird eine Kombination aus passivem akustischem Monitoring und traditionellen Arthropoden-Fallen sowie Vegetationskartierungen eingesetzt. Pflanzen, Laufkäfer, Spinnen, Amphibien, Grillen, Fledermäuse und Vögel werden im Rahmen dieses Projekts untersucht.

 

AP3: Treibhausgase

Ziel des Arbeitspakets ist es, den Effekt von Solarpanelen auf die Treibhausemissionen in einem wiedervernässten Moor zu untersuchen. Durch Haubenmessungen sollen die drei wichtigsten Treibhausgasemissionen Methan, Kohlenstoffdioxid und Lachgas unter - und neben den Solarpanelen gemessen werden. Zudem soll der Einfluss des Wasserstandes durch Messungen an trockeneren und nasseren Stellen eines wiedervernässten Moores untersucht werden. Es wird vermutet, dass die Panele durch ihre Beschattung die Verdunstung minimieren und somit einen positiven Effekt auf hohe Wasserstände im Torfkörper haben. Allerdings könnten sich die Beschattung auch negativ auf das Pflanzenwachstum und damit die CO2 Aufnahme auswirken. Durch die Treibhausgasbilanzierung sollen erste Wissensgrundlagen zum Effekt von Photovoltaikanlagen auf nassen Moorböden geschaffen werden.

 

AP4: Koordination und Integration

Neben der Koordination der Forschungsgruppe werden die Forschungsergebnisse zusammenfassend aufbereitet und in die laufende Diskussion eingebracht. Zudem soll die Organisation eines studentischen Moorkongresses durch die Deutschlandstipendiat*innen koordiniert werden. Studierende verschiedener Fachrichtungen sollen unterstützt werden, eine übergreifende Frage zur nachhaltigen Nutzung von Mooren mit unterschiedlichen fachlichen Perspektiven und Ansätzen zu bearbeiten, in einem selbstorganisierten Kongress vorzustellen und mit anderen Studierenden sowie Experten aus der Wissenschaft zu diskutieren.