Praxisanbau von Rohrkolben (Typha): Demonstrationsfläche „Teichweide“ bei Neukalen
Das Projekt Paludi-PRIMA startete im Mai 2019, um über drei Jahre die Kultivierung von Rohrkolben und Schilf zu erproben und zu untersuchen. Die Einrichtung der Typha-Fläche (~10 ha) im September 2019 ist ein Meilenstein für die Umsetzung von Paludikultur. Neben wertvollen Erfahrungen zu Planungs- und Genehmigungsprozessen, Flächenvorbereitung und Pflanzung, steht die Projektfläche nun für weitere Erprobungen und Untersuchungen sowie als Demonstrationsfläche für interessierte Besucher zur Verfügung.
Allgemeine Informationen zum Anbau von Rohrkolben finden Sie hier.
Standort und vorherige Nutzung
Die Projektfläche befindet sich im Flusstal der Teterower Peene. Das Niedermoor weist hier eine mächtige Torfschicht von bis zu 4-5 m auf. Der Grünlandbestand wird von Rohrglanzgras dominiert, durch eine Mutterkuhherde beweidet und für die Winterfutterproduktion gemäht. Der Eigentümer (Landwirtschaftsbetrieb Voigt) stellt eine Teilfläche des Polders für die Durchführung des Praxisanbaus für die Projektlaufzeit von drei Jahren (2019-2022) zur Verfügung.
Planung & Genehmigung
- Hydrologische Machbarkeitsstudie als Grundlage für die Planung von Bauarbeiten und Genehmigungsanträgen
- Genehmigung nach Naturschutzrecht:
- Brutvogelkartierung
- Natura 2000 Vorprüfung
- Ausnahme von Landschaftsschutzgebietsverordnung
- Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung
- Genehmigung nach Wasserrecht (wasserrechtliche Erlaubnis)
Flächeneinrichtung
Baumaßnahmen
Im August und September 2019 wurden Bauarbeiten zur Vorbereitung der Fläche (~10 ha) für eine Wasserstandsanhebung durchgeführt. Da eine "nasse Insel in entwässerter Umgebung" angelegt wurde, war der Aufwand relativ hoch.
- Bau von Verwallungen zum Wasserrückhalt
- Ausheben eines neuen Grabens außerhalb der Fläche, der Sickerwasser auffängt und somit die Vernässung von umliegendem Grünland verhindert
- Aufbau einer Bewässerungsinfrastruktur (Pumpe + Zulauf)
- zwei Überläufe (Mönche) zur Regulierung des Wasserstandes
Pflanzung
Eine auf Wasserpflanzen spezialisierte Gärtnerei hat je 25.000 Setzlinge von Typha latifolia und Typha angustifolia aufgezogen. Diese wurden Mitte September 2019 geliefert und auf einer Fläche von ca. 8 ha mit zwei traktorgezogenen Pflanzmaschinen aus der Forstwirtschaft gepflanzt.
Die zwei Typha-Arten wurden jeweils in zwei Dichten gepflanzt: 1 Pflanze je m² bzw. 0,5 Pflanzen je m² (Pflanzschema 2m x 0,5 m bzw. 2m x 1 m).
Wasserstandsanhebung
Unmittelbar nach der Pflanzung erfolgte eine Flutung indem Wasser aus der angrenzenden Teterower Peene in die Rohrkolben-Fläche gepumpt wurde.
Aussaat
Auf die Erprobung der maschinellen Aussaat musste auf Grund der verzögerten Flächeneinrichtung (September statt Juni) verzichtet werden. Im Juni 2020 erfolgte auf der flach überstauten Fläche eine Saat von Pellets (Typha-Samen + Ton) per Hand und per Drohne.
Management
- Wasserstandsregulierung: aktive Zuwässerung im Frühjahr/Sommer, Nutzung von Wasser aus der Teterower Peene
- Schutz gegen Gänse und Wildschweine
- Mahd der Verwallung
Bestandsentwicklung
Ausspülen, früher bzw. später Frost (Oktober 2019, Mitte Mai 2020) sowie Ausziehen und Fraß durch Vögel behinderten die Etablierung und den Neuaustrieb der Jungpflanzen. Am Ende der 1.Vegetationsperiode war ein erstes Schließen von Pflanzreihen durch Ausläuferbildung zu beobachten. Bemerkenswert ist der dicht geschlossene Bestand, der auf Teilflächen durch gekeimte Typha-Pflanzen entstanden ist.
Ernte & Verwertung
Die erste Ernte soll im Winter 2021/22 stattfinden. Rohrkolben-Biomasse kann für ein breites Spektrum an Verwertungsmöglichkeiten eingesetzt werden, z.B. für hochwertige Bau- und Dämmstoffe.
Begleitforschung
Durch die Untersuchungen zu Bestandsaufbau, Nährstoffaufnahme, Wasserhaushalt, Biomassequalität und Kostendaten wird der Praxisanbau praktische Informationen über die technische Umsetzung, das Pflanzenwachstum und die Wirtschaftlichkeit des Rohrkolbenanbaus liefern.
Dokumentation der Flächenentwicklung aus der Luft
(Quelle: AESA aerial ⇗)
Anmerkung: die Layer "Flächeneinrichtung" und "Nach der Pflanzung" wurden unter ungünstigen Bedingungen und ohne Vermessungstechnik aufgenommen und weisen eine geringe Lagegenauigkeit und Qualität auf.